Schüler schnuppern Zirkusluft

Die Primarschule und die HPS Döttingen führen gemeinsam zwei besondere Projektwochen durch. Sie bilden ihre Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit dem Zirkus Mugg kurzerhand zu Artisten und Artistinnen aus.

Der Zirkus Mugg gastiert seit dem 21. Mai mit seinem kleinen gelb-roten Zelt auf der Zirkuswiese in Döttingen. Sein Ziel ist aber nicht wie üblicherweise, die hiesige Bevölkerung mit dem Können der eigenen Artisten zu verblüffen. Ausnahmsweise schlüpften diese nämlich in eine andere Rolle. In der ersten Woche arbeiteten sie mit den Kindern aus dem Kindergarten und den ersten beiden Primarschulklassen. Ihre Zirkusshow hat bereits vorletzten Freitag stattgefunden. In der zweiten Woche waren dann die grösseren Schülerinnen und Schüler an der Reihe. Heute Nachmittag heisst es deshalb nochmals „Manege frei für die Artistinnen und Artisten der Schulen Döttingen“.

 

Das aussergewöhnliche Projekt

Am Einführungsmorgen der jeweiligen Projektwoche wurde das Zirkuslied geübt und der Körper mit einem Aufwärmtraining auf Betriebstemperatur gebracht. Anschliessend konnten alle Disziplinen ausprobiert werden. Wem eine besonders gut gefiel, durfte das auf einem Zettel eintragen. Über Mittag teilte das Zirkusteam die Kinder in die gewünschten Disziplinengruppen ein, und bereits am Nachmittag begann das entsprechende Training.

 

Kunterbuntes Treiben auf dem Schulgelände

Dass sie fortan nicht mehr Schüler sein würden, sondern Artistinnen und Artisten, erfuhren die Kinder gleich beim Eröffnungsanlass von Chefartistin Annekatrin am Montag- respektive am Dienstagmorgen. Wer in den letzten beiden Wochen also am Schulgelände vorbeiging, konnte ebendiese Artisten dabei beobachten, wie sie sich bei strahlendem Sonnenschein in merkwürdigen Dingen übten. Beispielsweise kurvten Wagemutige mit Gefährten über den roten Sportplatz, die nur ein Rad hatten. Andere hielten Stäbe in den Händen, mit denen sie einen dritten durch die Luft wirbelten. Ein Blick ins Zelt offenbarte kindlichen Kletterdrang am chinesischen Mast und wieder anderen machte es nichts aus, kopfüber mit dem Rhönrad durch die Gegend zu rollen. Beim Hula-Hoop entwickelten die jungen Artisten eigene Tricks und Kunststücke und wer kühn genug war, wagte den gefährlichen Drahtseilakt, turnte auf einer Leiter herum oder wickelte sich ins Vertikaltuch. Was zuhause meist untersagt ist, gehört im Zirkus zum Programm. Und so fanden manche eben auch Spass daran, sich im Jonglieren von Tellern, Ringen, Keulen, Hüten und Bällen zu üben _ wann hat man schliesslich sonst die Gelegenheit, solche Fähigkeiten zu trainieren.

 

Erinnerungen für ein ganzes Leben

Das Motto dieser Projektwoche hiess: Gemeinsam Zirkus. Die HPS und die Primarschule hatten sich zum Ziel gesetzt, den 400 Schülern eine Woche zu schenken, die ihnen für immer in Erinnerung bleiben sollte. Nicht an die unzähligen Stunden Mathe oder Deutsch werden sie sich in zwanzig Jahren zurückerinnern. Aber an eine Woche mit dem Zirkus Mugg _ das wird keiner vergessen, ist Schulleiter Res Fankhauser überzeugt. Dafür wird auch der USB-Stick mit vielen Erinnerungsfotos sorgen, der am Ende an jedes Kind abgegeben wird. In diesen Wochen wird nicht Leistung gefordert, geprüft und verglichen. In diesen Wochen wachsen alle über sich selbst hinaus und zusammen. Und so findet das Team des Zirkus Mugg denn auch für körperlich beeinträchtigte Kinder die passenden Nummern _ eben für jeden etwas nach seinen Möglichkeiten, mit dem gemeinsamen Ziel, am Ende der Woche den Zuschauern eine zirkusreife Show zu präsentieren. Und das, schwärmt Schulleiter Fankhauser, sei mit den beiden Aufführungen am letzten Freitag bereits gelungen.

 

Sponsoren und Elternmitarbeit

Grosszügige Sponsoren und ein Beitrag aus dem Fonds «Kultur macht Schule» des Departements Bildung, Kultur und Sport machen dieses aussergewöhnliche Projekt möglich. Am Weiterbildungstag vom 1. Mai reisten die Lehrpersonen in die Heimat des Zirkus Mugg ins Glarnerland, um sich auf ihre Rolle als artistische Hilfsleiter vorzubereiten.

Das Zirkuszelt bietet Platz für 180 Zuschauer. Alle vier Vorstellungen sind ausverkauft und spielen damit 7200 Franken in die «Zirkuskasse». Zudem kümmern sich die 6. Klassen um das Catering an den Aufführungstagen. Mit dem Verkauf von Getränken und selbst gebackenen Kuchen tragen auch sie einen Teil zur Deckung der Kosten bei. Und wer stellt die Bühnen- und Zeltbau-Crew? Viele Eltern, das Hauswart-Team und die Schulleitung haben beim Aufbau geholfen und werden auch am Samstag nach der letzten Vorstellung wieder beim Abbauen mithelfen - Gemeinsam Zirkus eben.